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Die Schmerzbehandlung nach Eingriffen

Schmerzen sind biologisch sinnvoll und eine besonders wichtige Wahrnehmung, denn sie warnen den Körper vor mechanischen (Quetschen, Stechen etc.), thermischen (Hitze, Kälte) und chemischen (Säure, Basen etc.) Schädigungen.

Schmerzen werden durch komplizierte Nerven-Netzwerke über das Rückenmark zum Gehirn geleitet und helfen bei der Abwehr von Gefahren (z.B. reflexartiges Wegziehen der Hand beim Berühren eines heissen Gegenstandes).

Operationsschmerzen sind künstlich hervorgerufen - sie haben keinen warnenden Signalcharakter. Sehr starke Schmerzen sind schädlich: Sie stören nicht nur das Allgemeinbefinden, sondern beeinträchtigen und verzögern den Heilungsprozess und legen die Basis für Infektionen, Thrombosen (Gefässgerinnsel) und Embolien (Gefässverschlüsse durch Gerinnsel), Kreislaufstörungen bis zum Herzinfarkt etc.

Starke Schmerzen nach einer Operation sind also nicht sinnvoll, sondern schädlich!

Deshalb gilt heute allgemein, dass eine gute Schmerzbehandlung:

  • die schmerzbedingte Beeinträchtigung der Funktion von Herz- und Kreislauf, Atmung und Magen-Darm-Traktes verhindern kann.
  • die Schwächung der Infektionsabwehr verhindert.
  • die effektive Durchführung atemtherapeutischer und krankengymnastischer Übungen ermöglicht. Dies trägt wesentlich zur schnellen Erholung und zur Verhinderung von Komplikationen (Lungenentzündung, Gerinnselbildung, Gefässverschlüsse) bei.
  • eine raschere Mobilisation (Aufsitzen, Aufstehen, Gehen) nach der Operation sicherstellt.

Jede Patientin und jeder Patient hat ein Recht auf eine angemessene Schmerzbehandlung. Sie ist ein zentrales Anliegen aller Betreuungspersonen. Bereits vor der Operation bespricht die Anästhesieärztin oder der Anästhesiearzt die verschiedenen Möglichkeiten der Schmerzbehandlung nach der Operation.

Während der Operation werden durch das Anästhesieteam geeignete Massnahmen ergriffen, um die Entwicklung von Schmerzen während des Eingriffs und nach dem Aufwachen zu verhindern.

Nach der Operation beginnt die Erholungsphase nach der Operation im Aufwachraum, in der Tagesklinik oder nach grossen Eingriffen auch in der Intensivstation. Die individuell geeignete Schmerzbehandlung gehärt zu den vordringlichsten Aufgaben und wird von speziell geschulten Pflegefachpersonen durchgeführt.

Falls eine komplexe Schmerzbehandlung sofort nach dem Eingriff begonnen oder weitergeführt werden soll, handelt die Pflegefachperson gemäss den Verordnungen der zuständigen Anästhesieärztinnen und -ärzte. Die Steigerung von der Basis- zur Komplextherapie ist unten beschrieben.

Schmerzbehandlung - von der Basis- zur Komplextherapie

Schmerzmedikamente (Analgetika) werden auf den Krankenstationen als Tabletten und Zäpfchen verabreicht (sogenannte Basisanalgesie). Bei starken Schmerzen hat die betreuende Pflegefachperson die Möglichkeit, innerhalb einer vorgegebenen Bandbreite starke Schmerzmittel (z.B. Morphin) direkt über den Venenzugang in die Blutbahn zu spritzen.

Schmerzpumpen

Bei langanhaltenden sehr starken Schmerzen werden aufwendigere Schmerztherapieverfahren angewandt. Hierzu braucht es spezielle Infusionspumpen (sogenannte Schmerzpumpen).

Diese Schmerzpumpen werden sowohl für die intravenöse wie auch die katheterbasierte Zufuhr von Medikamenten (PDA/EA und periphere Nervenblockaden, s. unten) angewendet.

Wenn es der Patientin oder dem Patienten erlaubt ist, die Zufuhr selbst oder teilweise zu steuern, heisst das System „patientenkontrollierte Schmerzbehandlung“ (PCA für Patient Controlled Analgesia).

Patienten kontrollierte Schmerzbehandlung intravenös (iv-PCA)

Mittels Schmerzpumpe besteht die Möglichkeit, sich das Schmerzmittel (z.B. Morphin ev. mit Zusatzmedikamenten) selbst per Knopfdruck in vorgegebenen Zeitabständen über eine Infusion in die Vene zu verabreichen. Die PCA erfolgt über die Vene und heisst deshalb iv-PCA.

Eine Überdosierung ist durch die spezielle Programmierung der Schmerzpumpe, fixe Medikamentenlösungen und aufgrund der regelmässigen Überwachung durch geschultes Pflegepersonal auf den Stationen praktisch ausgeschlossen.

Peridural/Epidural-Analgesie

Eine sehr wirkungsvolle Methode der Schmerzbehandlung ist die Einlage eines Peridural/Epidural-Katheters unmittelbar vor der Operation. Über den Katheter fliesst pumpengesteuert ständig eine Kombination von meist zwei Medikamenten (Lokalanästhetikum und Opioid = starkes Schmerzmittel), welche die Weiterleitung von peripheren Schmerzimpulsen ins zentrale Nervensystem vorübergehend unterbricht. Dieser Schmerzkatheter eignet sich für eingreifende Operationen in bestimmten Körperregionen.

Eine gewisse Steuerung der Schmerzpumpe durch die Patientin oder den Patienten selbst ist durch die Ermöglichung von zusätzlichen Medikamentenportionen (sogenannter Bolus) zur Basiszufuhr gegeben.

Nervenblockaden mit Katheter

Die Kathetertechnik wird auch bei den Blockaden der Nervengeflechte, welche die Arme und Beine versorgen, mit grossem Erfolg angewandt. Insbesondere bei grossen Schulter- und Knieoperationen werden diese Schmerztechniken angewandt. Auch hier fliesst über den Katheter ständig ein Medikament (Lokalanästhetikum) oder eine spezielle Medikamentenkombination, sodass die Weiterleitung der Schmerzimpulse zum zentralen Nervensystem (Rückenmark, Gehirn) unterdrückt oder zumindest gehemmt wird.
Auch hier ist eine gewisse Steuerung der Schmerzpumpe durch die Patientin oder den Patienten selbst durch die Ermöglichung von Bolusgaben zusätzlich zur Basiszufuhr gegeben.
 
Kontrolle der speziellen Schmerzbehandlung über Katheter
In den meisten grösseren Einrichtungen wurde in den letzten Jahren ein sogenannter Schmerzdienst für die Kontrolle und Einstellung dieser speziellen Schmerztechniken aufgebaut. In kleineren Spitälern und Kliniken erfolgt die Betreuung durch die einzelnen Anästhesistinnen und Anästhesisten.

Ärztliche und pflegerische Mitarbeitende der Anästhesieabteilung besuchen die Patientinnen und Patienten täglich, um den Therapieerfolg zu überprüfen und die Dosis der Medikamente den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Zudem wird nach Nebenwirkungen befragt (Blasenentleerungsstörungen, Unwohlsein/Erbrechen, Schwindel, Juckreiz, Muskelschwäche), um die häufigen Störungen schnell beheben zu können. Ausgeprägte Taubheitsgefühle oder Muskelschwächen deuten meist auf eine zu hohe Dosierung oder Konzentration der zugeführten Medikamente hin.

Vor einer Operation wird auf jeden Fall ausgiebig über die Möglichkeiten, die Anwendung , die Grenzen und die Sicherheit der verschiedenen Methoden informiert. Oft sind zur Erreichung eines genügenden Verständnisses mehrere Gespräche notwendig. Auch hier sollte die Patientin oder der Patient den Umfang der gewünschten Information angeben.