Anästhesie / Narkose - eine Übersicht
Anästhesien sind häufig. Jährlich werden in der Schweiz über eine Million Anästhesien durchgeführt.
Schmerzfrei und sicher
Operationen und auch grössere medizinische Untersuchungen können heute sehr sicher und weitgehend schmerzfrei durchgeführt werden.
Anästhesie (Narkose) bedeutet Unempfindlichkeit. Das Anästhesieteam überwacht vor, während und nach dem Eingriff den Kreislauf, die Atmung und die anderen wichtigen Organsysteme.
Ob am Kopf, am Bauch oder am kleinen Finger operiert wird - jede Anästhesie wird gleich sorgfältig vorbereitet, durchgeführt und abgeschlossen. Obwohl trotzdem ein Restrisiko von Komplikationen bestehen bleibt, hat die moderne Anästhesie einen sehr hohen Grad an Sicherheit erreicht.
Begriffe
- Allgemeinanästhesie/Vollnarkose: Schlafzustand (Bewusstlosigkeit) kombiniert mit Unempfindlichkeit
- Regionalanästhesie/Teilnarkose: Nur ein Körperteil wird unempfindlich gemacht. Methoden: Spinalanästhesie und Periduralanästhesie (=Epiduralanästhesie) sind Teilanästhesien des unteren Körperteils; periphere Nervenblockaden machen Beine, Arme und andere Körperteile unempfindlich.
- Lokalanästhesie/Lokalbetäubung: Betäubung einer kleinen Körperstelle (Finger, Wunde)
- Prämedikation: Verabreichung beruhigender Medikamente vor dem Eingriff (meist in Tablettenform)
Das Anästhesieteam
Speziell ausgebildete Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Team eng mit ebenfalls spezialisierten Pflegepersonen zusammen.
Die Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt für Anästhesiologie dauert nach dem Medizinstudium mindestens fünf Jahre und die Weiterbildung zur Expertin oder zum Experten in Anästhesiepflege NDS HF nach dem Diplom für Kankenpflege weitere 2 Jahre.
Die Anästhesistinnen und Anästhesisten sind neben der Arbeit der Anästhesie häufig auch auf den Notfallstationen und Intensivstationen oder in der Schmerzmedizin tätig. Zusätzlich versorgen sie vital gefährdete Patientinnen und Patienten beim Einsatz im Rettungswesen.
Vor dem Eingriff
Vor Operationen, grösseren Untersuchungen und Interventionen unter Anästhesie klärt eine Ärztin oder ein Arzt aus dem Anästhesieteam den Allgemeinzustand ab und beurteilt die Eignung zur Anästhesie. Je besser der Gesundheitszustand und die Lebensgewohnheiten bekannt sind, desto besser können die verträglichen Medikamente und die geeignete Anästhesieform ausgewählt und empfohlen werden.
Bei einer Allgemeinanästhesie (Vollnarkose) schläft die Patientin oder der Patient tief. Bei einer Regionalanästhesie (Teilnarkose) wird nur der zu operierende Körperteil unempfindlich gemacht.
Es ist sehr wichtig, dass Vertrauen in die bevorstehende Anästhesie besteht. Deshalb werden beim anästhesiologischen Vorgespräch die Umstände und Abläufe des Eingriffs genau erklärt. Es ist wichtig, dass die Patientinnen und Patienten mitteilen, was sie bedrückt, verängstigt und vor allem auch, was sie nicht verstehen.
Während des Eingriffs
Das Anästhesieteam überlässt nichts dem Zufall und bemüht sich auch, den vorgesehenen Operationszeitpunkt und die Zeitdauer einzuhalten.
Verschiebungen oder Verzögerungen können leider wegen Notfalleingriffen oder längerer Dauer der vorangehenden Operation vorkommen.
Diverse technische Geräte, die vor der Anästhesieeinleitung am Körper angeschlossen werden, kontrollieren ununterbrochen den Kreislauf, die Atmung, die Schlaftiefe und andere Körperfunktionen. Dadurch wird sichergestellt, dass bei abnormen Veränderungen sofort die entsprechenden Gegenmassnahmen eingeleitet werden können.
Und nach dem Eingriff
In den sogenannten Aufwachräumen werden Patienten nach Eingriffen von speziell geschultem Pflegepersonal genau beobachtet und überwacht, um Korrekturen der Flüssigkeitszufuhr, der Atmung, des Kreislaufes einzuleiten und um Schmerzen und Unruhe zu behandeln. Bei kleinen und kurzen Eingriffen läuft diese Phase eventuell in ambulanten Tagesstationen ab, bei einem sehr hohen Überwachungsbedarf oder bei kritischem Zustand auch in der Intensivstation.
Schmerzen nach dem Eingriff
Schmerzen sind eine natürliche und sinnvolle Körperreaktion, weil sie den Körper vor weiteren Schäden und vor Verletzungen bewahren. Allzu starke Schmerzen nach Eingriffen sind jedoch schädlich, da sie das Wohlbefinden stören, den Genesungsprozess beeinträchtigen und das Herz-Kreislaufsystem belasten. Deshalb liegt den verantwortlichen Anästhesistinnen und Anästhesisten eine gute Schmerzbehandlung am Herzen.
Als Basis werden Schmerzmedikamente in Form von Tabletten oder Injektionen verabreicht. Nach grösseren und sehr schmerzhaften Eingriffen gibt es zusätzliche, aufwändigere Techniken.
Dazu gehört die sogenannte patientenkontrollierte Analgesie (PCA). Dabei können sich Patientinnen und Patienten mittels elektronischer Infusionspumpe mit eingestellten Sicherheitslimiten das intravenöse Schmerzmittel selbst verabreichen.
Weitere Verfahren sind Schmerzbehandlungen über feine Katheter. Diese
werden meistens unmittelbar vor dem Eingriff an periphere oder rückenmarksnahe Nerven gelegt. Entsprechend führen die Medikamente, die durch diesen Katheter verabreicht werden, zu peripheren Nervenblockaden oder rückenmarksnahen Blockaden (Peridural- oder Epiduralkatheter).
Bei solchen Spezialtechniken wird die Schmerzbehandlung 2-7 Tage nach dem Eingriff vom Anästhesieteam 1-2 täglich kontrolliert und bei Bedarf angepasst.